kathbild.at Franz Josef Rupprecht

350 Ritter und Damen des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem erneuern ihr Versprechen für das Heilige Land

Klosterneuburg, 22. September 2024 – Im Rahmen einer festlichen Investiturfeier im Stift Klosterneuburg haben am vergangenen Wochenende 350 Ordensdamen und -Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ihr Versprechen bekräftigt, sich für die Christen im Heiligen Land einzusetzen. Ein Höhepunkt der dreitägigen Festfolge war die feierliche Aufnahme von 21 neuen Mitgliedern in den Orden. Dabei wurde nicht nur die großzügige Unterstützung für Bildungsprojekte im Heiligen Land betont, sondern auch eine spontane Sammlung in Höhe von 6.000 Euro zugunsten der Hochwasseropfer in Klosterneuburg und Umgebung durchgeführt.

Zu den neuen Ordensmitgliedern gehört Anton Höslinger CanReg, Propst des Stiftes Klosterneuburg. In seiner Dankesrede zog er Parallelen zwischen der biblischen Geschichte der Erkundung Kanaans und der heutigen Aufgabe der Ordensmitglieder, „mit Rücksicht und Respekt“ für das Wohl anderer einzustehen. Er betonte, dass Rücksicht nicht nur eine soziale, sondern auch eine göttliche Tugend sei, die die Gesellschaft und die Kirche leiten sollte.

Einfluss der Heiligen Schrift und Kunst auf das Leitbild des Ordens

Propst Höslinger bezog sich in seiner Rede auf das alttestamentarische Buch Numeri, in dem die Kundschafter Israels das Gelobte Land erforschen. Die Weintraube, die sie zurückbrachten, symbolisiert in der christlichen Kunst das Blut Christi, das in der Eucharistie vergossen wird. Ein zentrales grafisches Motiv der Investiturfeier war eine Darstellung dieser Szene auf dem berühmten Verduner Altar aus dem Jahr 1181, der im Stift Klosterneuburg aufbewahrt wird.

Diese Darstellung zeigt die zwei Kundschafter, die eine große Weintraube auf einer Stange tragen, wobei der vordere Kundschafter nach hinten blickt. Diese symbolische Geste wird als Darstellung des Alten Testaments gedeutet, das zurückblickt, um das Neue Testament vorausgehen zu lassen. „Was wäre das für eine Gesellschaft, in der man gegenseitig aufeinander schaut mit den Augen des Himmels!“, so Höslinger in seiner Ansprache.

Nächstenliebe im Zentrum des Ordenslebens

Neben dem religiösen Aspekt betonte auch Markus Bugnyar, Rektor des Österreichischen Pilgerhospizes in Jerusalem, die Bedeutung der praktischen Nächstenliebe. In seinem Festvortrag sprach er von seinen Erfahrungen im Gazastreifen und der Notwendigkeit, über religiöse und politische Grenzen hinweg zu helfen. Er schilderte bewegende Episoden, wie etwa seine Begegnung mit den Kindern im Heim der Mutter-Teresa-Schwestern in Gaza, die aufgrund von schweren Behinderungen und Krankheit oft keine Überlebenschancen haben.

„Niemand hat ein Monopol auf den Schmerz“, zitierte Bugnyar den lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa. Die Hilfe des Ordens richtet sich an alle Bedürftigen – unabhängig von Religion oder Herkunft. So unterstützt der Orden derzeit Christen in Gaza, finanziert Trauma-Behandlungen für jüdische Kinder und hilft muslimischen Familien in der Westbank.

Bedeutung der Investitur und die Berufung zur Nachfolge Christi

Raimund Schreier OPraem, emeritierter Abt von Wilten und Großprior der Österreichischen Statthalterei, hob in seiner Predigt die Bedeutung der Berufung zur Nachfolge Christi hervor. Am Beispiel des Evangelisten Matthäus betonte er, dass die Investitur nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Verpflichtung zur aktiven Nächstenliebe sei. „Wir sind gerufen, durch unser Wort und unser christliches Leben Zeugen seines Todes und seiner Auferstehung zu sein, vor allem Zeugen der Liebe“, so Schreier.

Die neuen Ordensdamen und -Ritter bekräftigten in der feierlichen Zeremonie ihr Versprechen, im Geist der Nächstenliebe und Solidarität den bedürftigen Christen im Heiligen Land zur Seite zu stehen. Dabei betonte Schreier, dass der christliche Glaube und die Feier der Eucharistie eine zentrale Rolle im Leben der Ordensmitglieder spielen.

Im Rahmen des Festkapitels zeichnete der Statthalter für Österreich, Andreas Leiner (Neusiedl am See), 28 Ordensmitglieder durch eine Rangerhöhung aus. Leiner ist, wie der Großteil der Ordensmitglieder Laie. Für ihn war es die letzte Investiturfeier unter seinem Vorsitz, seine Amtsperiode neigt sich dem Ende zu.

Schlusswort und Ausblick

Die Investitur 2024 in Klosterneuburg stand ganz im Zeichen der Solidarität mit den Christen im Heiligen Land sowie den Menschen in der eigenen Umgebung, die von Naturkatastrophen wie dem jüngsten Hochwasser betroffen sind. Mit der spontanen Sammlung von 6.000 Euro zeigten die Ordensdamen und -Ritter ihre Bereitschaft, nicht nur in der Ferne, sondern auch vor Ort zu helfen.

„Rücksicht und Respekt sind Tugenden, die uns leiten müssen – sowohl in unseren Gemeinschaften als auch in der Gesellschaft“, schloss Propst Höslinger seine Rede. „Wenn wir aufeinander schauen mit den Augen Gottes, können wir die Botschaft Christi in die Welt tragen.“

Franz Josef Rupprecht

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