Maria, Königin von Palästina, Marienwallfahrtsort des Lateinischen Patriarchats

In der Stille des biblischen Flachlandes von Simson und Delila, 30km von Jerusalem entfernt, nicht weit von der Stadt Beit Schemesch, wohin die Philister die Bundeslade zurückgebracht haben (1 Sam 6,12), erhebt sich eingebettet in einen riesigen Olivenhain auf einer Anhöhe die Wallfahrtskirche „Unsere Königin von Palästina". Sie ist die Marienkirche des Lateinischen Patriarchats, Ziel vieler Pilger, Touristen und Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem, deren Patronin die Königin von Palästina ist.

Im Jahre 1927 ließ Luigi Barlassina, Patriarch von Jerusalem (1920 - 1947), diesen Wallfahrtsort errichten, um die Diözese Jerusalem unter den Schutz der Mutter Gottes zu stellen. Die Kirche erhielt den Namen „Unsere Liebe Frau, Königin von Palästina", ihr Fest wurde auf den ersten Sonntag nach dem 25. Oktober gelegt.

1933 hat auch Rom dieses Fest in den liturgischen Kalender mit aufgenommen. Barlassina beauftragte den Architekten P. Maurizio Gisler, Benediktiner der Dormitio Abtei auf dem Zionsberg, mit dem Bau des Wallfahrtsortes, der an den beiden Flügeln ein Kloster, das Waisenhaus und die Schule und im Zentrum die Kirche schuf. Über deren Fassade befindet sich eine 6m hohe Bronzestatue der „Regina Palestinae", die ihre rechte Hand segnend über Palästina hält. Um Maria als Mutter der Weltkirche zu ehren, schrieb Patriarch Barlassina Bischöfe in der ganzen Welt an, mit der Bitte, ihm die wortgetreue Übersetzung des Engelsgrußes „AVE MARIA" in der jeweiligen Sprache zukommen zu lassen. Es gingen 404 Übersetzungen ein; der arabische Künstler Mubarak Saad, ein aus Jerusalem stammender Christ, wählte 280 davon aus. Seither schmücken Engel das „AVE MARIA" an Bändern haltend das Gewölbe der Wallfahrtskirche. Dem Künstler Saad half damals ein junger Theologiestudent namens Giuseppe Giacomo Beltritti. Dieser italienische Student wurde Jahrzehnte später (1970) Lateinischer Patriarch von Jerusalem und wählte nach seiner Abdankung im Jahre 1987 Deir Rafat als seinen Alterssitz. Er starb am 1. Nov. 1992, während er den Rosenkranz betete.

Jedes Jahr am letzten Sonntag im Oktober strömen lange Pilgergruppen arabischer Christen nach Deir Rafat hinauf, um dort im Freien (die Kirche ist viel zu klein) dem vom Patriarchen von Jerusalem zelebrierten Festgottesdienst beizuwohnen. Auch viele Ritter und Damen unseres Ordens sind unter den Betenden zu finden; „Unsere liebe Frau, Königin von Palästina" ist ja die Patronin des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. In einer Prozession wird dabei die Statue der Königin von Palästina von der Kirche zum Gottesdienst gebracht. Im Vertrauen auf die Macht des Gebetes und der Fürbitte Mariens, als der Friedenskönigin, beschwören die Ortschristen ihre Friedenssehnsucht in diesem von so vielen Schwierigkeiten und Spannungen geschüttelten Land.

 

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