Präambel
Das Leitbild der Österreichischen Statthalterei ist in Verbindung mit den Statuten und den Allgemeinen Bestimmungen des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ zu verstehen. Es soll unseren Orden vorstellen und zur Identifikation mit diesem dienen.
Überarbeitung und herausgegeben von der Statthalterei Österreich, Ostern 2024
1. Unser Zeichen
Die Ordensgemeinschaft hat das fünffache Jerusalemkreuz als ihr Zeichen übernommen und wir tragen es sichtbar an unserer Ordenskleidung. Es war das Wappen und Amtszeichen des Gottfried von Bouillon, der „Hüter des Heiligen Grabes“ genannt wurde. Es symbolisiert die fünf Wundmale Christi. Die rote Farbe gilt als Zeichen der Liebe und des Geistes Gottes.
2. Die Ritter und Damen des Ritterordens vom Heiligen Grab
Wir sind eine weltweite Laiengemeinschaft katholischer Christen bestehend aus Männern und Frauen, der auch Ordensleute und Kleriker angehören und die in der Nachfolge des Herrn und im Bewusstsein seines Todes und seiner Auferstehung zum besonderen Dienst in Kirche und Welt berufen sind. Diese Berufung bedeutet, stets mehr zu tun, als an üblicher Pflichterfüllung erwartet wird und sich dabei doch des eigenen Ungenügens bewusst zu bleiben.
3. Der Ritterorden und die Kirche
Ritterschaft als besondere Ausformung der Tauf- und Firmberufung ist in der Mitte der Kirche angesiedelt und offenbart in eigener Weise das Wesen christlicher Berufung. Gegenüber dem Papst und den Bischöfen sind wir im Verständnis des II. Vatikanischen Konzils mündige Christen und zu achtsamer Treue verpflichtet. Die Weisungen der Ordensleitung sind dafür maßgebend. So wollen wir in der Welt von heute gewissenhaft, freudig und mutig in unserer Kirche mitwirken und Mitverantwortung tragen. Der zentrale Ordenssitz ist in Rom, mit einem Kardinalgroßmeister an der Spitze, der jeweils vom Papst ernannt wird.
4. Das Ritterideal
Das christliche Rittertum ist dem Dienst des Friedens und der Menschlichkeit verpflichtet. Die „Ritter vom Heiligen Grab“ haben nie Kreuzzüge geführt. Sie stehen in der Tradition der „Geistlichen Ritterorden“, deren Aufgabe die barmherzige Sorge für das Wohl von Pilgern, Kranken, Bedürftigen und Verwundeten war. Diesem ritterlichen Friedensdienst verpflichten sich alle Ordensangehörigen. Hauptaufgabe der Ritter und Damen ist kraft päpstlichen Auftrages das Zeugnis des Glaubens und seine Bewährung im Tun – vor allem im Dienste der dem Orden aufgetragenen Sorge für die Christen im Heiligen Land, in Treue zum Evangelium und der Kirche, und dem Bekenntnis zu Christus, der aus dem Grabe erstanden ist.
5. Ritterschaft ist Gemeinschaft
Die Apostelgeschichte schildert das Leben der ersten Christen (2,42): „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.“ So will unsere Ordensgemeinschaft in der Communio mit Christus leben, wobei die Eucharistie im Mittelpunkt des Ordenslebens steht und der Glaube und das Gebet uns verbinden. Das Ordensleben entfaltet sich daher zentral mit der Feier der Gottesdienste bei regelmäßigen Begegnungen in der Komturei. Die Komtureien sind somit die lebendigen Keimzellen unserer Ordensgemeinschaft innerhalb unserer Statthalterei. Die Begegnungen
mit unseren Ordensgemeinschaften in den Nachbarländern sind uns wichtig und weltweit sind wir in eine große Gemeinschaft eingebettet. In unserer Gemeinschaft pflegen wir einen geschwisterlichen Umgang. Wir bestärken einander im Glauben, teilen Freude und Leid miteinander und sind stets zu Hilfe und Versöhnung bereit. Gemeinsam tragen wir die Aufgaben unseres Ordens. Die Förderung der Spiritualität und die Förderung des Wissens über das Wesen und die Aufgaben unseres Ordens jedes einzelnen Ordensmitgliedes sind zentrale Anliegen, um so die geistliche und geistige Gemeinschaft zu vertiefen.
6. Das Heilige Land
Jesu irdische Heimat ist uns ein besonderes Anliegen. Auch heute ist der Ritterorden vom Heiligen Grab verpflichtet, die Christen im Heiligen Land, in dem Jesus geboren wurde, lehrte, wirkte, starb und auferstand, in jeder Weise tatkräftig zu unterstützen. Die besondere Sorge gilt dabei der Unterstützung und Förderung des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem. Dem Heiligen Land gilt auch unser politisches Interesse: Wir unterstützen alle Bemühungen insbesondere auch die des Lateinischen Patriarchen, des Großpriors unseres Ordens, um gerechten Frieden und Versöhnung, verurteilen jedoch Gewalt zur Lösung von Konflikten. Jede Dame, jeder Ritter sollte wenigstens einmal im Leben eine Pilgerreise ins Hl. Land unternehmen. Darüber hinaus tragen wir auch für die Ortskirche christliche Mitverantwortung. Jesus Christus hatte zwar seine menschliche Heimat im Heiligen Land, aber gekommen ist er in die Welt.
7. Ökumene und Dialog
Wir suchen die Ökumene mit den christlichen Konfessionen, bemühen uns um den Dialog in besonderer Weise mit den abrahamitischen Religionen, aber auch mit anderen Religionen und sind offen für den Dialog mit den Nichtglaubenden.
8. Materieller Beitrag
Das verpflichtende Jahresopfer der Ritter und Damen des Ordens und die darüber hinausgehenden Beiträge, die jedes Ordensmitglied nach Maßgabe des eigenen Vermögens leistet, dienen unserer Aufgabe im Heiligen Land.
9. Kriterien für die Aufnahme in die ritterliche Ordensgemeinschaft
Für die Aufnahme wird vorausgesetzt:
• ein christliches Leben in der katholischen Kirche
• ein Leben aus den Sakramenten und den Glaubensgrundsätzen unserer Kirche
• ein gutes Familienleben
• im eigenen Lebenskreis menschlich und beruflich gefestigt zu sein
• gemeinschaftsfähig und -willig zu sein
• in der Ortskirche verwurzelt und
• bereit zu sein, sich in Kirche und Welt aktiv und engagiert einzubringen
• in allen Bereichen des täglichen Lebens durch Wort und Tat Zeugnis für eine christliche Lebenshaltung abzulegen.
10. Unser Weg
Die Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem haben sich dazu entschlossen, im Geist des Ordens, getreu dem Evangelium und ihrem Ordensversprechen, den Pilgerweg des irdischen Lebens froh und zuversichtlich zu gehen, der vom Glauben bestimmt, von der Hoffnung getragen wird und in der Liebe seine Erfüllung findet.
„Lass uns miteinander auf dem Weg sein.
Lass uns leben in und mit Deiner Kirche.
Lass uns selbst Kirche sein, wie du sie gewollt hast.
Sei gepriesen in Ewigkeit.“
(aus unserem Ordensgebet)
Ostern 2024
Dr. Andreas Leiner, Statthalter
Abt em. Mag. Raimund Schreier OPraem, Großprior
Hofrat DDr. Karl Lengheimer, Ehrenstatthalter
Sektionschef i.R. Hermann Feiner, Kanzler
© 2024 Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Statthalterei Österreich
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